5 Irrtümer über nachhaltige Stützwände
Wer baut, tut das logischerweise für die Zukunft. Denn was heute gebaut wird, ist in Jahrzehnten immer noch da. Das bringt Verantwortung mit sich, auch für uns als Hersteller von Betonstützwänden. Darum verfolgen wir bei Bosch Beton ein ehrgeiziges Ziel: eine 100 % kreislaufwirtschaftliche Produktion!
In den vergangenen Jahren haben wir auf dem Weg zu diesem Ziel gute Fortschritte erzielt. So machen wir bei der Herstellung unserer Stützwände von Solarstrom und gefiltertem Regen- und Abwasser Gebrauch. Anfang des Jahres haben wir unsere Betonrezeptur der dritten Generation vorgestellt, die 50 % weniger Zement enthält. Dadurch haben die daraus gefertigten Stützwände im Vergleich zu herkömmlichen Stützwänden einen 35 % kleineren CO2-Fußabdruck.
In den kommenden Jahren arbeiten wir weiter an der Entwicklung hybrider Varianten mit noch geringerem Zementgehalt. Dabei stoßen wir regelmäßig an die Grenzen der Gesetze. So haben wir beispielsweise schon die erste zementfreie Geopolymer-Stützwand hergestellt. Sie entspricht allerdings keiner der geltenden Baunormen und kann somit nur in Pilotprojekten zum Einsatz kommen. Es sind aber nicht nur Gesetze und Vorschriften, die die Umstellung auf die Kreislaufwirtschaft behindern, sondern auch die hartnäckigen Irrtümer über nachhaltiges Bauen im Allgemeinen und nachhaltige Stützwände im Besonderen.
Irrtum 1: Es geht auch ohne Beton
Es ist ein Irrglaube, dass wir in der Zukunft völlig betonfrei bauen können. Reine Utopie. Ja, wir können häufiger als bisher alternative Baustoffe verwenden. Und ja, wir können schlanker bauen, wodurch weniger Beton benötigt wird. Aber bei manchen Anwendungen sind die konstruktiven Eigenschaften von Beton einfach durch nichts zu ersetzen. Zum Beispiel in Brücken, Straßenüberführungen und Sperrwerken. Wie sollten derartige Bauwerke vollständig aus Holz oder Stahl hergestellt werden?
Irrtum 2: eine nachhaltige Stützwand ist CO2-neutral
Beton bleibt also notwendig, und Betonstützwände werden auch in der Bauwirtschaft von morgen noch eine wichtige Rolle spielen. Darum versuchen wir, diese Stützwände möglichst nachhaltig herzustellen. Mit unserer Geopolymer-Stützwand können wir ein A++-Rating mit minimaler CO2-Emission erzielen. Dennoch ist es – vorläufig noch – ein Irrtum zu glauben, dass Stützwände vollständig CO2-neutral werden könnten. Sogar wenn wir irgendwann ganz ohne Zement auskommen, brauchen wir immer noch Stahl, um ausreichende konstruktive Festigkeit und Stabilität zu gewährleisten. Und dafür müssen immer noch die Hochöfen angeblasen werden …
Irrtum 3: eine nachhaltige Fabrik produziert nachhaltige Stützwände
Ein weiterer hartnäckiger Irrtum: dass ein nachhaltiges Produktionsverfahren automatisch nachhaltige Stützwände hervorbringt. Natürlich spielt das Produktionsverfahren eine wichtige Rolle; schließlich haben wir nicht umsonst in eine energieneutrale Fabrik investiert. Aber das ist nur eines von vielen Puzzleteilen. Von der Rohstoffgewinnung bis zum Transport und von der Lebensdauer der Stützwand bis zur Recyclingfähigkeit: all diese Faktoren müssen integriert betrachtet werden, um die Nachhaltigkeit einer Stützwand beurteilen zu können. Darum haben wir unserer Stützwände einer geprüften Lebenszyklusanalyse (LZA)unterziehen lassen. Darüber hinaus beteiligen wir uns an Pilotprojekten auf dem Gebiet der Wasserstofftechnologie. Unser Ziel besteht darin, den nachhaltigen Strom, den wir mit gut 18.000 Solarmodulen erzeugen, in sauberen Kraftstoff für unsere Lkw umzuwandeln, die die Stützwände zu den Baustellen transportieren. In Kürze werden wir die ersten Schritte unternehmen – mit der Erprobung eines wasserstoffbetriebenen Lkw, der Stützwände für eine neue Flutschutzwand nach Arnheim bringt.
Irrtum 4: nachhaltiger Beton ist weniger sicher
Ein vierter Irrtum ist, dass Beton mit niedrigerem Zementgehalt weniger sicher sei als herkömmlicher Beton. Das lässt sich glücklicherweise leicht widerlegen, da sich die Leistungsfähigkeit von Baustoffen anhand von Druck- und Zugfestigkeitsprüfungen problemlos ermitteln lässt. Selbstverständlich haben wir auch unsere Stützwände der neuen Generation und die vollständig zementfreie Geopolymer-Stützwand diesen Prüfungen unterziehen lassen. Daraus ging immer wieder hervor, dass sich unsere nachhaltigen Stützwände hinsichtlich der Festigkeit problemlos mit herkömmlichen Stützwänden messen können und die Sicherheitsnormen in den verschiedenen Betonfestigkeitsklassen souverän erfüllen.
Irrtum 5: nachhaltiger Beton ist teurer
Womit wir beim letzten Irrtum wären: dass „nachhaltig“ immer auch „teurer“ bedeutet. Bei Bosch Beton beweisen wir, dass dem nicht so ist. So bieten wir unsere nachhaltigen Stützwände der dritten Generation zum selben Preis an wie unsere regulären Stützwände. Die höheren Entwicklungs- und Produktionskosten übernehmen wir vorübergehend selbst. Das tun wir bewusst, um es den Auftraggebern zu ermöglichen, zu erschwinglichen Kosten nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Wir tun dies im Vertrauen, dass wir auf diese Weise zu einem neuen Standard im Markt beitragen, woraus zu gegebener Zeit höhere Produktionsvolumen und entsprechende Maßstabsvorteile hervorgehen.
Zum Schluss: vom Idealismus zum Standard
Als großer Akteur im niederländischen Stützwandmarkt sind wir in der Lage, derartige Entscheidungen zu treffen. Zugleich setzen wir uns für eine Systemänderung ein. Denn um auf dem Weg in eine kreislauforientierte Zukunft echte Fortschritte erzielen zu können, muss es in der gesamten Produktionskette attraktiver werden, nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Ein Beispiel? Bei Bosch Beton haben wir den Kies bereits teilweise durch Granulat aus Betonbruch ersetzt. Dafür brauchen wir sauberen, recycelten Betonschutt. Dieser Schutt wird bislang nur in begrenzten Mengen angeboten, da die Auftraggeber die Abbruchunternehmen erst vereinzelt beauftragen, die Abrissarbeiten auf nachhaltige Weise auszuführen, und oft nicht bereit sind, die Mehrkosten einer sorgfältigeren Trennung des Abrissmaterials in Kauf zu nehmen. Diese Art von Herausforderungen können wir nicht im Alleingang lösen. Sie erfordern Partnerschaften in der Produktionskette und Zusammenarbeit mit Behörden. Nur so können wir Kreislaufinitiativen aus der Schublade des Idealismus holen. Und das ist wichtig, denn die Zukunft unserer Erde und unserer Branche wiegt zu schwer, um sie von wenigen Individuen und Unternehmen abhängig zu machen, die bereit sind, als Vorreiter ihren eigenen Weg zu gehen.